Am
24. April 1994, im Internationalen Jahr der Familie, wurde sie von Papst
Johannes Paul 11. selig gesprochen. Es waren genau 30 Jahre nach ihrem Tod.
(aus: Katholische Wochenzeitung, Nr. 17, 24. April
2015)
P. Gottfried Egger OFM
Zum Tagesprogramm der Eltern gehörte der Besuch der täglichen heiligen Messe. Ein solches Beispiel machte Schule. Drei Geschwister von Gianna wählten den geistlichen Stand. Alle anderen heirateten.
Nach
der Matura 1942 schrieb sich Gianna in der medizinischen und chirurgischen
Fakultät in Mailand ein. Als Studentin besuchte sie täglich die heilige Messe
und betete den Rosenkranz. Das waren für sie stets Quellen der Kraft und der
Freude.
In
den Jahren wo sie in Pavia lebte, arbeitete sie rege in der «Kath. Aktion» der
Pfarrei «San Martino» mit. Sie war auch Mitglied der «Vinzenzkonferenz».
Nachdem
sie 1949 an der Uni Mailand in Innerer Medizin und Chirurgie doktoriert hatte,
eröffnete sie 1950 in Mesero bei Magenta eine Praxis.
Sie
spezialisierte sich an der Universität Mailand in Kinderheilkunde und
bevorzugte als ihre Patienten Mütter, Kinder, Betagte und besonders arme Leute.
Sie
liebte das Leben und erfreute sich an der schönen Schöpfung. Sie bestieg gerne
Berge und war auch eine leidenschaftliche Skifahrerin.
1955
heiratete sie Ingenieur Peter Molla. Dem glücklichen Ehepaar wurde im November
1956 das erste Kind geschenkt, Pierluigi. Danach folgten zwei Mädchen, 1957
Mariolina und 1959 Laura. Sie verstand es ausgezeichnet, Familie und Beruf
miteinander zu verbinden.
Im
September 1961, gegen Ende des zweiten Monats ihrer vierten Schwangerschaft,
entdeckte man einen Geschwulst an der Gebärmutter. Als Ärztin wusste sie um das
Risiko beim austragen des Kindes. Deshalb flehte sie den Arzt an, das Leben in
ihrem Schoss zu retten. Das Kind vertraute sie ganz der göttlichen Vorsehung
an.
Die
restlichen sieben Monate durchlebte sie mit unvergleichlicher Seelenstärke und
mit unverändertem Einsatz als Mutter und Ärztin. Voller Sorge bestürmte sie
Gott, dass das kleine Geschöpf in ihrem Schoss nicht krank zur Welt kommen
könnte.
Einige
Tage vor der Geburt erklärte sie sich bereit, ihr Leben für die Rettung ihres
Kindes hinzugeben. Sie sagte zu den Ärzten: «Wenn ihr entscheiden müsst zwischen
mir und dem Kind, keine Aufregung: wählt - und dies verlange ich - das Kind.
Rettet das Kind!» Dieser Entschluss, das Kind um den Preis ihres eigenen Lebens
zu retten, ist ihr nicht leicht gefallen; denn sie liebte ihre drei Kinder
zärtlich, sie liebte ihren Ehemann Pietro aus ganzem Herzen. Am 20. April
1962, es war Karfreitag, kam sie in die Klinik. Durch einen Kaiserschnitt kam
am Karsamstag ihr viertes Kind, Gianna Emanuela, zur Welt. Die Gesundheit der
Mutter war so angeschlagen, dass sie eine Woche darauf, am 28. April 1962
verstarb. Ihr letzten Worte waren: «Jesus, ich liebe dich; Jesus ich liebe
dich!»
Sie
stand im blühenden Altar von 40 Jahren. Ihre glückliche Ehe dauerte nur sieben
Jahre. Als dieses beispielhafte Leben und heroische Sterben von Gianna Molla
bekannt wurde, begannen viele Menschen in den verschiedensten familiären
Sorgen und Anliegen, sie um ihre Fürbitte anzurufen.
Als
Mutter gewann Gianna besonders das Vertrauen der Ehefrauen und Mütter und sie
erwies sich als Helferin und Fürbitterin bei gefährdeten Schwangerschaften,
gefahrvollen Geburten und ehelichen Problemen. Vor allem hatte sie schon vielen
werdenden Müttern die Kraft erbeten, ihr Ja zum Kind zu sagen und
Schwierigkeiten und Risiken im Vertrauen auf Gottes Hilfe durchzustehen.
Die
heilige Gianna ist in der Tat ein grosses Vorbild für unsere heutige Zeit, die
all zu oft den Wert des ungeborenen Kindes nicht achtet und zu wenig schützt.
Am
24. April 1994, im Internationalen Jahr der Familie, wurde sie von Papst Johannes
Paul 11. selig gesprochen. Es waren genau 30 Jahre nach ihrem Tod.
In
Anwesenheit ihres Ehemannes Pietro Beretta Molla und ihrer vier Kinder wurde
sie am 16. April 2004 heilig gesprochen. Das ist wohl ein einmaliges Ereignis
in der Kirchengeschichte.
Die
Heilige ruht auf dem Friedhof von Mesero, vier Kilometer von Magenta entfernt.
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