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Dienstag, 7. Mai 2013

Papst Franziskus und die Laien


Die Laien sollen die Welt von innen her, dort wo sie leben, durch ihr Zeugnis im Alltag wie ein Sauerteig durchdringen.


Ich wiedergebe einen Artikel von Dr. Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur, auf der neusten Ausgabe der Katholischen Wochenzeitung:

«Wir Priester neigen dazu, die Laien zu klerikalisieren. Wir merken es nicht, weil wir sie damit sozusagen mit unse­ren Dingen anstecken. Nicht alle, wohl aber viele Laien bitten darum auf Knien, weil es bequemer ist, als Messdiener am Altar, denn auf einem laiengernässen Weg seinen Mann zu stehen.
Wir dürfen nicht in diese Falle tappen, denn sie stellt eine sündhafte Mitschuld dar. Wir dürfen weder die Laien klerikalisieren, noch dürfen sie darum bitten. Der Laie ist Laie und soll als Laie leben - mit der Kraft der Taufe, die ihn dazu ermächtigt, Sauerteig der Liebe Gottes in der Gesell­schaft zu sein, um Hoffnung zu wecken und zu säen, um den Glauben zu verkün­den, nicht von der Kanzel, sondern von seinem alltäglichen Leben aus. Um das tägliche Kreuz zu tragen, wie wir es alle tragen. Allerdings das Kreuz des Laien, nicht das des Priesters». Solches gespro­chen hat 2011 Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der - wie er letztnin gesagt hat - «wegen kürzlich übernommener Verpflichtungen» nicht mehr in Buenos Aires wirkt.

Papst Franziskus hat bisher wenig das II. Vatikanische Konzil erwähnt. Aber er hat dieses Konzil - wie man sieht ­zutiefst verstanden. Seine Worte fassen verständlich eine der Hauptbotschaften zusammen: Die Laien sollen die Welt von innen her, dort wo sie leben, durch ihr Zeugnis im Alltag wie ein Sauerteig durchdringen.

Das ist schwer, gerade hier in der Schweiz. Wie viel einfacher ist es da, in Gremien zu diskutieren und zu be­schliessen, was andere tun sollen. Wie viel einfacher ist es, von der Kanzel den anderen zu sagen, was zu tun ist. Das Ergebnis ist ein Sitzungskatholizismus, der nicht missionarisch ist und seine Wirksamkeit an der vom Steuerzahler ermöglichten Erfolgsrechnung misst. Dahinter steckt ein tragisches Versagen von Teilen der hochdekorierten theolo­gischen Professorenzunft. Diese hat den Laien seit Jahrzehnten eingeredet, das ei­gentliche Christsein beginne erst mit der Mitbestimmung in Gremien, nicht etwa im alltäalichen Zeugnis mitten in einer säkularisierten Gesellschaft. Der neue

Papst muss also, so scheint es, die Arbeit der Theologen machen. Auch hierin zeigt sich die Kontinuität zwischen zwei Pontifikaten.

Prälat
Dr. Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur
Aus: Katholische Wochenzeitung Nr. ..., ...


Siehe auch: Aber die Welt wird von denen gerettet, die nichts tun!

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