Die Laien sollen die Welt von innen her, dort wo sie leben,
durch ihr Zeugnis im Alltag wie ein Sauerteig durchdringen.
Ich wiedergebe einen Artikel von Dr. Martin Grichting,
Generalvikar des Bistums Chur, auf der neusten Ausgabe der Katholischen
Wochenzeitung:
«Wir Priester neigen dazu, die Laien zu klerikalisieren. Wir
merken es nicht, weil wir sie damit sozusagen mit unseren Dingen anstecken.
Nicht alle, wohl aber viele Laien bitten darum auf Knien, weil es bequemer ist,
als Messdiener am Altar, denn auf einem laiengernässen Weg seinen Mann zu
stehen.
Wir dürfen nicht in diese Falle tappen, denn sie stellt eine sündhafte Mitschuld dar. Wir dürfen weder die
Laien klerikalisieren, noch dürfen sie darum bitten. Der Laie ist Laie und soll
als Laie leben - mit der Kraft der Taufe, die ihn dazu ermächtigt, Sauerteig
der Liebe Gottes in der Gesellschaft zu sein, um Hoffnung zu wecken und zu
säen, um den Glauben zu verkünden, nicht von der Kanzel, sondern von seinem
alltäglichen Leben aus. Um das tägliche Kreuz zu tragen, wie wir es alle
tragen. Allerdings das Kreuz des Laien, nicht das des Priesters». Solches
gesprochen hat 2011 Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der - wie er letztnin
gesagt hat - «wegen kürzlich übernommener Verpflichtungen» nicht mehr in Buenos
Aires wirkt.
Papst Franziskus hat bisher wenig das II. Vatikanische
Konzil erwähnt. Aber er hat dieses Konzil - wie man sieht zutiefst verstanden.
Seine Worte fassen verständlich eine der Hauptbotschaften zusammen: Die Laien
sollen die Welt von innen her, dort wo sie leben, durch ihr Zeugnis im Alltag
wie ein Sauerteig durchdringen.
Das ist schwer, gerade hier in der Schweiz. Wie viel
einfacher ist es da, in Gremien zu diskutieren und zu beschliessen, was andere
tun sollen. Wie viel einfacher ist es, von der Kanzel den anderen zu sagen, was
zu tun ist. Das Ergebnis ist ein Sitzungskatholizismus, der nicht missionarisch
ist und seine Wirksamkeit an der vom Steuerzahler ermöglichten Erfolgsrechnung
misst. Dahinter steckt ein tragisches Versagen von Teilen der hochdekorierten
theologischen Professorenzunft. Diese hat den Laien seit Jahrzehnten
eingeredet, das eigentliche Christsein beginne erst mit der Mitbestimmung in
Gremien, nicht etwa im alltäalichen Zeugnis mitten in einer säkularisierten
Gesellschaft. Der neue
Papst muss also, so scheint es, die Arbeit der Theologen
machen. Auch hierin zeigt sich die Kontinuität zwischen zwei Pontifikaten.
Prälat
Dr. Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur
Aus: Katholische Wochenzeitung Nr. ..., ...
Siehe auch: Aber die Welt wird von denen gerettet, die nichts tun!
Siehe auch: Aber die Welt wird von denen gerettet, die nichts tun!
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